Partner fürs Leben
Ein Hund, der den Garten gießt? Der Einkäufe wegräumt, beim Treppensteigen hilft, heruntergefallene Sachen aufhebt und, wenn es schlimm kommt, Herrchen oder Frauchen sogar in die stabile Seitenlage bringen und dann auch noch Hilfe holen kann? Das gibt es. All diese Dinge lernen Assistenzhunde in einer zwei Jahre dauernden Ausbildung, bevor sie an die Frau oder den Mann gebracht werden.
Menschen mit Gehbehinderungen, aber auch Diabetiker und Epileptiker, können sich an die Vereinigung „Rahna“ wenden. Durch Spenden finanziert, kann „Rahna“ die Hunde kostenlos an die Betroffenen abgeben und sogar noch manche Kosten wie etwa in bestimmten Fällen den Tierarzt übernehmen. „Rahna“ besteht seit nunmehr 15 Jahren.
„Am 9. November 2002 haben wir uns offiziell gegründet“, erinnert sich Schatzmeisterin Anne Rischard. Sie war von der ersten Stunde an dabei. „Ich liebe Hunde, mich interessieren Menschen. Schon immer wollte ich diese beiden Leidenschaften verbinden. Also beschlossen mein Mann und ich mit drei anderen Familien, Welpen aufzunehmen und diese zu Assistenzhunden für beeinträchtigte Menschen auszubilden.“
Zwei Jahre bis zum Einzug
Das Ziel sei gewesen, dass die Betroffenen die Hunde kostenlos bekommen können – immerhin kostet ein ausgebildeter Assistenzhund je nach „Einsatzgebiet“ zwischen 17 000 und 24 000 Euro. Darum habe man die Vereinigung, benannt nach einem der ersten Welpen, gegründet und sich als Pflegefamilien für die Hunde zur Verfügung gestellt. Nach 16 Monaten in der Familie kommen noch einmal sechs Monate in einer speziellen Hundeschule dazu. Nach zwei Jahren können die Hunde bei den gehbehinderten Menschen „einziehen“.
Bei Diabetikern, Epileptikern und Hörgeschädigten sieht die Prozedur etwas anders aus. Hier kommen die nach der Geburt geprüften und für geeignet befundenen Hunde direkt als Welpe, im Alter von acht Wochen, zu den Familien. „In der ersten Zeit muss der neue Besitzer das Tier ganz viel am Körper tragen. Denn nur wenn das Tier den Menschen genau kennt, seinen Geruch und dessen Veränderungen wahrnimmt, wenn er beispielsweise Unterzucker hat oder einen Anfall bekommt, kann es funktionieren“, erklärt Anne Rischard. Es folgen eine engmaschige Ausbildung bei einer Hundeschule und parallel die Erziehung zu Hause. Mehr als 50 Kommandos kennt ein Assistenzhund.
Nicht jeder ist als Halter geeignet
Um einen solchen vierbeinigen Helfer zu bekommen, muss man sich zunächst schriftlich bei „Rahna“ bewerben. „Rahna“-Mitglieder besuchen den Bewerber anschließend zu Hause und prüfen, ob der Einsatz eines Assistenzhundes möglich ist. Danach nimmt sich die jeweilige Hundeschule des Dossiers an. Bedingung für eine Unterstützung durch „Rahna“ ist, dass man in Luxemburg wohnt. Außerdem sollte man natürlich Hunde mögen und bereit sein, Zeit in die Ausbildung des Tieres zu investieren.
Nicht jeder eignet sich demnach für einen Assistenzhund. Hundeerfahrung ist nicht zwingend notwendig. Assistenzhunde können zusammen mit anderen Hunden gehalten werden. „Aber sie sind keine Spielgefährten! Ausbildung und Zusammenarbeit bedeuten ganz viel Disziplin und Konsequenz. Das Zusammenleben und die Zusammenarbeit müssen für Hund und Mensch funktionieren. Es ist nicht immer alles rosa, so ein Hund wird manchmal auch krank, und nicht alles, was die Betroffenen sich vorstellen, ist machbar. Beispielsweise kann kein Hund alleine Gassi gehen!“, betont Anne Rischard, in deren Familie es schon immer Hunde gab.
Die Vereinigung „Rahna“ hat in den vergangenen 15 Jahren einiges erreicht. Die Assistenzhunde sind staatlich anerkannt, pro Jahr werden etwa fünf Tiere vermittelt. Zehn ehrenamtliche Mitarbeiter halten die Vereinigung am Laufen. „Was wir uns für die Zukunft wünschen? Dass die Akzeptanz für die Begleithunde noch größer wird.“
Luxemburger Wort vom Freitag, 13. Oktober 2017, Seite 21
Von Birgit Pfaus-Ravida